DECADENCE & ISOLATION [Release 29.08.2005]
Am 29. August ist es endlich soweit - nach fast genau 24 Monaten veröffentlicht Phillip Boa sein neues Studioalbum.
Das neue Album erscheint bei seiner neuen/alten Plattenfirma Motor Music und wurde mit der aktuellen Tourband u. a. im Temple Studio Malta, im MOB Studio Hamburg sowie in den planet roc Studios Berlin eingespielt.
Gemischt wurde das Album in erste Linie von Swen Meyer (u. a. Tomte, Kettcar) sowie Gordon Raphael (The Strokes) und produziert wurde von Phillip Boa und David Vella zusammen mit Swen Meyer und Gordon Raphael.
Wir hatten auf der exklusiven Motor Pre-Listening Session am 22.07.2005 in Berlin die Möglichkeit, den neuen Stücken vorab zu lauschen und wollen hier versuchen unsere persönlichen Eindrücke wiederzugeben.
Es ist daher auch keine "Rezension" im eigentlichen Sinne, sondern eher mehr der persönliche Eindruck, den wir von den neuen Stücken gewonnen haben.
Soviel sei vorab verraten: da kommt was Großes um die Ecke...!
Have you ever been afraid 2:53 [M: Boa, Vella / T: Boa]
Der Opener kommt als straighter Rocksong daher. Nach einem kurzem Intermezzo (die gute alte Flute lässt grüßen) geben fliegende Gitarren die Richtung an. Volle Fahrt voraus, keine Pause und Zeit um Luft zu holen, der Blinker wird gesetzt, die linke Spur gewählt und Gas gegeben. Kleines Manko - die Stimme von Pia ist etwas zu dezent im Hintergrund zu hören. Produziert und gemixt wurde der Song von Gordon Raphael und ist vielleicht einer der nächstmöglichen Singlekandidaten.
Decadence & isolation 3:34 [M: Boa, Vella / T: Boa]
Der Titeltrack des Albums, vor kurzem bereits in Dortmund zu Live Ehren gekommen, wirkt druckvoll und kompakt. Die fast sprechgesangähnliche Strophen wechseln sich mit einem hymnenhaften Boa/Lund Refrain ab.
Sofortige Ohrwurm Qualität! Eine Mischung aus Rock/Pop-Song bei dem insbesondere der pumpende Basslauf ins Ohr sticht. Diesen Song gibt es sowohl im Mix von Swen Meyer als auch von Gordon Raphael. Aufs Album hat es dann die Version von Swen Meyer geschafft, der geopferte Mix von Gordon soll aber auf der nächsten Single erscheinen. Auch ist der Titeltrack als eine der möglichen Singleauskoppelungen im Gespräch.
Making noise since 85 4:00 [M: Vella, Lund, Timmermann, Toett, Rebel, Pellberg / T: Boa]
Bereits aus dem Live Programm der Jubiläumstour bekannt und mit ziemlich identischer Umsetzung auf Platte. Ebenfalls druckvoll und auf den Punkt eingespielt lässt das Lied 20 Jahre Voodooclub Revue passieren. "The silence is always loud, and we love it, and we love it!" bringt es ohne Umschweife auf den Punkt, gemischt wurde ebenfalls von Swen Meyer.
Burn all the flags 4:19 [M: Boa, Vella / T: Boa]
Die Vorab-Download Single, den meisten sicherlich schon bekannt. Mit Sicherheit einer der Höhepunkte des Albums. Boa in Perfektion, Phillip und Pia im Wechselspiel der Strophen und ein unvergesslicher Refrain. Gute Chancen, ein Klassiker zu werden und absoluter Live Shouter, man möchte am liebsten gleich mit in den Refrain einsteigen "... and we all shout - get ouf off my life!"
Boa versetzt sich in die Rolle eines jungen Menschen mit einer gewissen Wut zum rebellischen Aufruf um Leute zu bewegen bzw. zu animieren. Gemischt wurde dieser Track von Gordon Raphael.
The people i saw were no angels 4:03 [M: Toett / T: Boa, Lund]
Nach den schnelleren Stücken zu Anfang jetzt Drosselung auf Mid-Tempo. Für eine Ballade aber dann doch etwas zu heftig (mehr Reggae?!), könnte vom Sound her auch von C90 stammen. Erinnert ein wenig an eine Mischung aus "The girl who wants...", "Punch & Judy Club" und "When love gets terminated". Wunderschöne Melodie, treibender Basslauf und wiederum ein Refrain der sich unweigerlich im Gehörgang festsetzt! Produziert und gemischt wurde der Song von Phillip und David Vella auf Malta und wäre zuerst fast nicht auf dem Album gelandet wie Tim Renner im amüsanten Rückblick zu erzählen wusste. Der endgültige Mix erfolgte dann durch Swen Meyer.
The songs of life 1-2-3-4 4:32 [M: Boa, Vella, Lund / T: Boa]
Fast eine Minute instrumentales Vorspiel bis es losgeht - aber dann! Sich ins Gehirn bohrende, windende Gitarrenläufe, boa- a-typischer Song mit absoluten Hitpotenzial. Ein irrsinniger Song mit Single Ambitionen "Welcome, Rock Uncle!" Bei diesem Song spürt man sprichwörtlich das Leben fließen. Gordon Raphael war beim ersten Demohören so begeistert, dass er diesen Song unter allen Umständen produzieren wollte und diesen dann auch letztendlich gemixt hat.
2 White moths and a black cat 3:33 [M: Vella, Lund, Timmermann, Rebel, Pellberg / T: Boa]
Von Songaufbau und Melodie her lassen hier und da gefühlsmäßig die B-52's grüßen. Das rockt einfach nur ordentlich, Hammerteil! Im Mittelteil eingebaute Breaks und Soundspielereien lassen das Herz höher und schneller schlagen. Zuerst existierte der Song in einer sehr stark elektronisch gelagerten Version, wuchs dann aber immer mehr zu einem rockigen von der gesamten Band getragenen Stück und wurde von Swen Meyer abgemischt.
21 Years of insomnia 3:40 [M: Boa, Vella, Lund, Timmermann, Rebel, Pellberg /
T: Boa]
Im Gegensatz zu den bisherigen Stücken ein für boa'sche Verhältnisse eher gradliniger, straighter Song mit autobiografischen Texten über Dekaden von Dishwashers, Dianas und unerfüllten Wünschen ("... still want to change the world".) Es ist einer dieser typischen Boa Songs, die sich erst nach mehrmaligen Hören festsetzen. Aber dann erwischt man sich beim Summen der Melodie morgens beim Zähneputzen! Abgemischt wurde der Song ebenfalls von Swen Meyer.
And when the magic fades 4:33 [M: Boa, Vella, Lund / T: Boa]
Im Gegensatz zu den bisherigen doch überwiegend recht rockigen Stücken dominiert hier der Popsong in Reinkultur. Er besticht in erster Linie mit seinem luftig sommerlichen Refrain und der für boa'sche Verhältnisse fast catchigen Soundcollage. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach mehrmaligen Hören ist der Refrain auch nur ganz schwer aus dem Gehörgang zu bekommen. Zuerst aufgenommen und gemischt von Swen Meyer erfolgte der endgültige Mix jedoch durch Gordon Raphael "en bloc".
God's train 3:37 [M: Boa, Lund, Vella / T: Boa]
Ein stampfender Rhythmus, im Hintergrund arbeitet die Percussion/Drumming Fraktion wie in früheren Zeiten und es gibt ein schönes Gitarrensolo a la "Laughing Moon" gegen Ende des Songs. Sollte zuerst "Electric Punkah" lauten und wurde dann aber in "God's train" umbenannt und von Swen Meyer gemischt.
Intrigue and romance 4:04 [M: Boa, Vella / T: Boa]
Ein anderes Wort für konstantes monotones Garagenrockgitarrengeschrammel? Oder welche Band hat Gordon Raphael vorher produziert? Jetzt kommt doch noch der Strokes typische Sound zum Vorschein und um die Ecke marschiert. Obwohl man anfangs fast auf einen Instrumental Song schließen würde ein wahrlich heroisches Stück zum Abschluss, welches sich zum Grande Finale in geradezu treibende Sphären erhebt. Einfach nur schön und etwas überraschend das gerade dieser Mix wider Erwarten von Swen Meyer stammt.
Fazit
Mit dem neuen Album legt Phillip Boa die Messlatte für andere Künstler hierzulande extrem hoch (um nicht das Wort unerreichbar nutzen zu müssen). Selten war ein Boa Album in sich harmonischer und melodiöser. Der rockigere Sound, welcher bereits auf der 20 Years of Indie Cult EP im Frühjahr zu hören war, wirkt nochmals straighter und gestraffter. Die perfekte Produktion der Herren Meyer und Raphael glänzt durchs ganze Album, von Song zu Song und lässt diese so homogen erscheinen wie kein Boa Album zuvor.
Es ist wie mit alten Rotweinen, sie müssen erst ein spezielles Alter erreicht haben und reifen, bevor sie ihr volles Aroma erreichen und entfalten können. Ein so rockiges wie zeitgleich melodiöses und modernes Album abzuliefern verlangt nach mehr. Waren auf dem Vorgänger C90 vielleicht ein paar Songs zu viel möchte man hier nach mehr lechzen. Das einzige Manko dieses Album - die doch recht kurze Spieldauer mit knapp 40 Minuten. Aber bekanntermaßen ist oft weniger mehr. Auch in diesem Fall - ein Album ohne Ausfall und stilistische Ausreißer. Auch ist diesmal kein einziger alleiniger Pia Song dabei, wo sie alleine die Vocals führt. Gerade das Zusammenspiel der beiden Charaktere Boa/Lund kommt den Songs diesmal gänzlich zu gute. Die Strophen werden allesamt von Phillip gesungen (von "Burn all the flags" einmal abgesehen), Pia kommt meist im Refrain dazu oder veredelt durch Stimmtupfer collagenartig dieses irre Klangfestival.
Nach fast 2 Jahren Wartezeit kann man abschließend nur sagen - das Warten hat sich mehr als gelohnt!
"GRANDMASTER OF STRANGE MELODIES"
Special thanx @ Gleis 6 Trio [DöDaJö]
© Fotos by Motor Music,
Die Wespe & Der Koyote (thx guys!)
(text von boastuff.de)